Zum tropischen Pantanal Brasiliens

Zum tropischen Pantanal Brasiliens

vom 28.02. bis 31.03.2025

Gut elf Monate stand der MAN bei UY-Storage in Uruguay. Entsprechend viel gibt es zu tun. Diesmal hatten wir auch Seitenfenster-Windabweiser für das Fahrerhaus als Handgepäck dabei, die viele auf dem Flug durch ihre Form für einen großen Bumerang gehalten haben. Auf dieser Tour sollten auch neue Reifen für den MAN drin sein. Da es nicht so einfach ist, hier Reifen mit der richtigen Reifengröße zu bekommen, hatten wir uns vorab zwei Adressen gesichert, wo wir passende Reifen mit Baustellenprofil erhalten können. Die eine ist in Antofagasta in Chile, die andere in Itajai in Brasilien. Die temporäre Einfuhrerlaubnis (TIP) für den MAN gilt bis zum 13.3., so dass wir spätestens dann Uruguay verlassen müssen. Leider öffnen sich mehr Baustellen am Fahrzeug, so dass wir länger als geplant auf dem Camp bleiben. So entscheiden wir uns, zuerst nach Brasilien zu fahren. Die Grenze können wir in zwei bis drei Tagen erreichen. Nachwehen der Reparaturarbeiten in Uruguay hat Jörgen auf dem Weg zur Grenze zu spüren bekommen – zunehmende Ischias-Schmerzen, die nur mit starken Schmerzmittel auszuhalten sind und ihn die nächsten drei Wochen begleiten. Die Ausreise am 12.3. in Rio Branco verläuft problemlos; die Migration und den Zoll auf brasilianischer Seite zu finden ist nicht ganz so einfach. Die beiden Grenzorte sind mit Duty Free für den kleinen Grenzverkehr freigegeben, eine echte Grenzkontrolle gibt es nicht. Dafür kann ich aber alle Grenzformalitäten einschließlich TIP alleine erledigen. Jörgen darf, welch Glück für ihn, im MAN sitzen bleiben. Das Fahrzeug wird nicht kontrolliert.

Wir wählen die schnellste Strecke nach Itajai, da wir die Küstenroute bereits beim letzten Mal erkundet hatten. Die durch UY erneuerten Keilriemen rutschen mal wieder durch und Jörgen will sie nachspannen. Dabei stellt er fest, dass ein Kühlerschlauch undicht ist und Kühlwasser ausläuft. Eine umgehende Reparatur am Straßenrand ist unumgänglich.

Nebenan ist ein Restaurant und in Brasilien wird mittags in der Zeit von ca. 11 Uhr bis ca. 14 Uhr ausgiebig gegessen. Fast überall gibt es Restaurants, die ein sehr preiswertes Buffet Livre anbieten, bei dem man soviel essen kann, wie man möchte. Da nicht immer für Nachschub auf dem Buffet gesorgt wird, ist es wichtig, spätestens um 12 Uhr im Lokal zu sein. Für uns beginnt eine Schlemmertour, bei der wir bis zur Ausreise aus Brasilien nur einmal am Tag essen, weil die Sättigung bis zum Mittag des nächsten Tages ausreicht. Eines Abends, kurz vor Itajai, wir haben gerade eine ruhige Sackgasse mit zur Zeit unbewohnten Ferienhäusern für die Nacht auserkoren und den Motor abgestellt, bricht die Fahrzeugstromversorgung zusammen. Bei der Prüfung der Starterbatterien tritt aus einer Säuredampf aus und das Gehäuse ist verformt. Auch mit Einsatz unserer Reservebatterie war der MAN am nächsten Morgen nicht zum Starten zu überreden, denn auch die zweite Batterie war durch den Defekt der „gekochten“ nicht mehr ok. Jörgen überbrückt mittels der Versorgungsbatterien und wir können einen Batteriehandel aufsuchen. Für eine AGM-Batterie will man von uns 2400 BRL (ca. 400 Euro) haben. Das ist zuviel. Wir kaufen zwei einfache 95Ah Batterien für 600 BRL das Stück. Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir den anvisierten Reifenhandel Cantu Pneus, wo Jörgen 4 neue 385/65 R22.5-Reifen kauft. Das war der leichteste Teil des Handels. Kompliziert wird es beim Bezahlen. In bar geht nicht und die Kreditkarten funktionieren nicht. Da wir keine CPF-Nummer (brasilianische Steuernummer, die hier für fast alle Käufe benötigt wird) haben, soll der Reifenerwerb über einen anderen Kunden abgewickelt werden. Es dauert zwei Stunden, bis festgestellt wird, dass die Kreditkarten nicht genommen werden, weil der Käufername von dem Namen auf der Kreditkarte abweicht. Auch unsere Debitkarten funktionieren nicht. Nach ca. 3 Stunden und etlichen verschiedenen Helfern bedauert man, dass man uns nicht helfen kann und schickt uns, durch die chaotische Verkehrsführung, zu einem anderen Reifengroßhändler, der uns weiter helfen kann. Dieser wiederum schickt uns zurück Cantu und beteuert, dass nun dort das Zahlungsproblem gelöst ist. Chaosfahrt zurück und Pustekuchen, es funktioniert weiterhin nicht. Schließlich kommt jemand auf die glorreiche Idee, den Kauf online über die Webseite der Firma abzuwickeln. Es ist nicht zu glauben, das ganze funktioniert und die Kreditkartendaten werden akzeptiert. So langsam wird es dunkel draußen. In dem Moment bringt man uns die 4 Reifen und will sie vor dem MAN abladen. Toll, das jetzt auch noch, wie sollen wir die mitnehmen? Wir einigen uns darauf, dass die Reifen morgen zu einer Reifenwerkstatt gebracht werden, wo sie montiert werden sollen. Das war schon ein mächtig ereignisreicher Tag, den wir glücklicherweise in der Nähe ruhig ausklingen lassen konnten.

Am nächsten Morgen fahren wir zu der vereinbarten Reifenwerkstatt; unsere Reifen warten bereits auf den MAN. Es ist sehr heiß und Jörgens Rückenschmerzen werden immer schlimmer. Momentan ist alles nur eine Quälerei für ihn. Für umgerechnet 60 Euro werden die Reifen aufgezogen und umgesteckt. Durch den Reifenkauf haben wir nette Menschen kennen gelernt und uns den riesigen Umweg auf bekannten Strecken über Chile gespart.

Wir fahren weiter nach Pomerode. Hier machen wir einen Zwischenstopp, um das uns bereits bekannte Buffet Livre des Restaurantes Colonia Germanica zu genießen. Es gibt wieder eine unglaubliche Auswahl. Der Kellner, der deutsch spricht, hat uns gleich wieder erkannt. Auf unserer Weiterfahrt Richtung Nordwesten – wir haben den Grenzübergang bei  Corumba im Pantanal für uns auserkoren  –  passiert eigentlich nichts Nennenswertes. Außer dass es weiterhin sehr heiß und mächtig schwül ist und sehr, sehr viele große LKW’s unterwegs sind. An einem Übernachtungsplatz kontrolliert uns um 22.30 Uhr die Polizei, aber wir dürfen dort stehen bleiben. Kurz vor Campo Grande gibt der MAN beim Schalten immer ein merkwürdiges Jaulen von sich. Jörgen meint, dass das vielleicht die Kupplung wäre, die bisher auch noch nicht von uns erneuert wurde. Beim Euro-Truck-Service in Campo Grande bestätigt sich die Vermutung nicht. Aber Jörgen lässt noch alle Getriebeöle beim MAN wechseln und mit den mitgebrachten Additiven versehen. Die Ursache für das Quietschen beim Schalten: Das Auspuffrohr am Anschluss des Auspufftopfes ist durchgerostet und muss geschweißt werden. Die Mitarbeiter vom Euro-Truck-Service vermitteln uns einen Kontakt zu einer Auspufffirma, die das schweißen kann. Am nächsten Tag fahren wir dort hin. Die Arbeiten an dem Auspuff werden gleich an der Straße vor der Werkstatt erledigt und gleichzeitig wird auch noch die gebrochene Halterung des Motorschutzes geschweißt.

Wir sollen unbedingt ins schöne Bonito fahren, das wurde uns immer wieder gesagt. Eigentlich ein Umweg, aber wenn es uns immer wieder so angepriesen wird, können wir es ja mal ansehen. Jörgens Ischiasschmerzen werden langsam besser und er kann schon wieder ein wenig gehen.  Von Campo Grande an wird es dann richtig subtropisch schwül-heiß bei einer Luftfeuchtigkeit von 90%. Alles fühlt sich klamm an und die Klamotten backen am Körper fest. Dazu fahren wir ständig durch eine grüne Gegend. Grün, Grün soweit das Auge reicht. Wir nähern uns dem brasilianischen Pantanal, was wir auch an den Mücken erkennen, die uns gierig angreifen.

Bonito ist für uns nicht der Hit. Die Sehenswürdigkeiten kann man nur mit organisierten Touren besuchen, da diese fast ausschließlich auf Privatgrund liegen und die Besucherzahl limitiert ist. Na, dann gehen wir hier wenigstens Mittagessen. Im Lokal macht sich dann doch die Touristenhochburg bemerkbar – alles ist etwas teurer. Jörgen isst Fisch, wobei seiner Ansicht nach ein Stück sehr fischig schmeckt. Im Nachhinein rächt sich dieses Essen mit Bauch-/Kopfschmerzen und Übelkeit. Unsere Diagnose: Fischvergiftung. Da ist längeres Fahren zunächst einmal ausgeschlossen. Blöderweise hat das Ladegerät vom Laptop den Geist aufgegeben und ein Ersatzteil haben wir nicht dabei. In Miranda suche ich schweißtreibend mehrere Läden auf, den schweren alten Laptop immer dabei. Es gibt Universal-Ladegeräte, bei denen der Anschluss passt, aber der Akku nicht geladen wird. Auch in einem Handyladen will man mir helfen. Leider scheitern auch dort alle Versuche. Ricardo, der Inhaber, fährt mit mir zu einem Reparaturdienst, der auch Ladegeräte repariert. Mindestens zwei Stunden soll die Reparatur dauern. Na gut, dann komme ich eben wieder. Plötzlich kommt der Mann zurück und hält ein gebrauchtes original Dell-Ladegerät in der Hand. Wir probieren das Teil aus und es funktioniert. Welch ein Glück, denn nur deshalb könnt ihr jetzt diesen Bericht lesen.

Kurz vor Corumba wird die feucht-schwüle platte Regenwaldlandschaft durch einige Felsen abwechslungsreicher. Corumba liegt am Rio Paraguay; hier starten die Ausflugsboote in den Pantanal mit seiner vielfältigen Tierwelt. Ob man allerdings Kaimane, Jaguare usw. sieht, wird nicht garantiert. Uns ist es jedenfalls viel zu heiß für solch ein Abenteuer und auf die Tiere, denen wir mit Sicherheit begegnen (den Gierlappen, die nur unser Blut wollen), sind wir nicht scharf. Tja, das war es mit Brasilien, eine doch mehr oder weniger  „abwechslungsvolle“ Reise.

Irgendwie sind wir nun auch neugierig auf Bolivien, denn da waren wir bisher noch nicht.

Zusätzlich haben wir eine interessante Bilderreihe mit erläuternden Texten erstellt. Diese startet ihr mit einem Mausklick auf das erste Bild im Vollbildmodus (ggf. zum Weiterblättern die Pfeiltasten benutzen!).
Die Textdarstellung bei Mobilgeräten kann evtl. nur mit einem Klick auf den Info-Button unter dem Bild erfolgen.

Tipp: Am besten ist, ihr registriert euch jetzt! Dann erhaltet ihr immer eine Nachricht an eure E-Mail-Adresse, wenn ein neuer Bericht veröffentlicht wird. Unser Blog ist werbefrei und eure Mail-Adresse wird nicht weitergegeben. Individuelle und/oder spezielle Fragen zu unseren Reisen, Fahrzeugen und zur Ausrüstung könnt ihr uns per E-Mail unter input@rijosreisen.de stellen.